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Dienstag, 19.03.2024

Camps während der G8/G7-Gipfel

Anfang Juni 2015 findet in Oberbayern der G7-Gipfel statt. Wenn die mächtigen der Welt zusammenkommen, ist das ein guter Grund, dagegen etwas zu unternehmen. Das Bündnis gegen den G7-Gipfel am 7./8. Juni 2015 auf Schloss Elmau ruft zu Protest und Widerstand auf. Auch verschiedene Gruppen der radikalen Linken mobilisieren für Juni nach Elmau.

Viele erinnern sich noch an den vergangenen G8-Gipfel in Deutschland, der 2007 am Ostseebad Heiligendamm stattfand: Von der ereignisreichen Eröffnungsdemo in Rostock mit einem großen schwarzen Block bis zum Durchbruch zum Zaun, der um den Tagungsort Heiligendamm eigens gebaut wurde. Drei Camps in Rostock, Reddelich und Wichmannsdorf boten für diese Tage im Juni 2007 Unterkunft für etwa 10.000 Menschen. Die Camps gehören zur Infrastruktur des G8-Widerstands.

Natürlich soll es auch im Juni 2015 im und am Wettersteingebirge wieder Camps geben. Das Bündnis hat sich schon auf die Suche begeben und sprach unter anderem auch mit Landwirten, die sich gegen die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018 in München engagiert haben. Das ist auch der örtlichen Presse und der Polizei nicht entgangen. Der Pressesprecher des Planungsstabes, Hans-Peter Kammerer, hetzte unwissend über die Zeltlager der Gipfelgegner. Das bayerische Innenministerium plant sogar ein Campverbot.

Gerne erinnern wir uns zurück an die schöne Zeit auf den Camps 2007 rund um Heiligendamm und an den Austausch mit unseren Nachbarn, den Anwohnern. Und wir erinnern uns an einen Brief, der an die gerichtet war, die eines der drei G8-Camps organisiert haben. Wir dokumentieren ihn nachfolgend, um den Lügen von Polizei und Politik etwas entgegenzusetzen.

Reddelich, den 18.07.2007

Liebe Freunde der Camp-AG,

im Namen aller Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Reddelich bedanke ich mich recht herzlich für Ihre großzügige Spende, die wir auf unserem Dorffest entgegen nehmen durften. Die Überraschung ist wirklich gelungen.

Wir werden Ihre Zuwendung zum Nutzen aller Mitglieder unserer FF anlegen.

Obwohl die Ereignisse um den G8-Gipfel inzwischen in unserem Dorfleben zur Geschichte gehören, erinnern wir uns noch gern an das neue, andere Leben in unserem Dorf, das Sie maßgeblich mitbestimmt haben. Immer wieder tauchen Geschichten auf, werden Bilder gezeigt und Erlebnisse ausgetauscht. Es war schon eine aufregende und zugegebener Maßen auch interessante Zeit.

Im Nachgang sind wir sehr froh, dass alles friedlich abgelaufen ist und wir als Bewohner von größeren Problemen verschont geblieben sind. Ein Grund dafür liegt mit Sicherheit im ausgezeichnet organisierten Reddelicher Camp, für das Sie Verantwortung getragen haben.
Unsere Dorfbewohner haben bei Ihren Campbesuchen oft über die gutdurchdachte Organisation, die Kreativität, die überall sichtbar war und das unkomplizierte Zusammenleben so unterschiedlicher Menschen gestaunt. Wir reden noch häufig voller Anerkennung von den Organisatoren.

Wir wünschen Ihnen für die Umsetzung Ihrer Ideen viel Kraft und allerorts die nötige Unterstützung.

Mit freundlichen Grüßen aus dem sonnigen Norden

gez. Schultz
Wehrführer FF Reddelich
Heinz Schultz

Camp-Flyer von 2007
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Nachtrag (2017)

Auch anlässlich des G20-Gipfels 2017 in Hamburg gab es mehrere Camps. Pastor Torsten Morche und der Kirchengemeinderat (KGR) von der St. Trinitatis-Kirche am Fischmarkt in Altona haben zum Beispiel ihre Wiese zur Verfügung gestellt. Nach den Protesttagen zog Torsten Morche ein Resümee:

[...] als ich es mir zur Gewohnheit gemacht hatte, mehrmals täglich einfach über den Platz zu gehen, hatte ich meine helle Freude an diesen jungen, freundlichen, entspannten Menschen, hatte viele Gespräche und kam zu der Überzeugung: Der Mut des KGR hat unserer Gemeinde einen sehr guten Stand bei diesen friedlichen und engagierten Demonstranten eingebracht. Sie erzählten mir, dass auch Nachbarn und Anwohner vorbeigekommen sind, sich begeistert zeigten von dieser Aktion, spontan Geld spendeten und ihr Duschen anboten. Aus einer Gruppe heraus sagte eine junge Frau zu mir: Solange Sie hier sind, fühlen wir uns sicher. Für mich auch ein Grund, vor Ort zu bleiben, denn darum geht es inzwischen über das Gewährenlassen hinaus: Einen Schutzraum zu geben, Sicherheit zu vermitteln vor unangemessenem Verhalten Seitens der Sicherheitskräfte, das viele unserer Gäste in den zurückliegenden Tagen erlebt oder beobachtet haben.

Mitglieder des KGR haben sich auch ein Bild gemacht von der Stimmung im Camp, die irgendwie an ein Pfadfinderlager erinnert. Mich ärgert es, dass die Medien gefesselt auf die Ausnahme-Wirklichkeit der Exzesse im Schanzenviertel starren und dabei gänzlich übersehen, dass es auch diese Wirklichkeit gibt: Menschen, die Ihre Meinung kundtun wollen, sich dazu mit vielen anderen zusammentun und froh und dankbar sind, wenn sie einen sicheren Schlafplatz haben, mit Gleichgesinnten reden und Erfahrungen austauschen können.

Inzwischen leert sich der Platz. In Spitzenzeiten hatten wir etwa 350 Menschenkinder in über 100 Zelten hier, von denen unsere Nachbarn nachts nichts, gar nichts hörten, und wo inzwischen abgebaut ist, auch nichts mehr sehen außer platt gedrücktem Rasen. [...]


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