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Mittwoch, 16.10.2024

Internationalist Vittorio Arrigoni in Gaza ermordet

Am 15. April 2011 wurde der italienische Genosse und Internationalist Vittorio Arrigoni in Gaza ermordet aufgefunden. Er war am Tag zuvor von einer salafitischen Gruppe (Al Qadia) entführt worden, sie hatten dann ein Foto veröffentlicht (Vitorrio gefesselt und mit verbunden Augen). Zahlreiche Menschenrechtsgruppen und viele politische Fraktionen in Gaza (PFLP u.a.) riefen zu seiner sofortigen Freilassung auf. Es hat nichts genutzt: Vor wenigen Stunden fand man Vitorrios Leiche in einem Abbruchhaus, offenbar war er erdrosselt worden.

Vittorio war über das ISM (International Solidarity Movement) in Gaza. Er war ein lustiger Genosse, der eine Pfeife wie der Subcommandante rauchte und gute Witze erzählen konnte. Er war vor allem aber auch sehr mutig und setzte sich wirklich aus ganzem Herzen für die Belange der Palästinenser ein. So organisierte er mit griechischen Genossen, dass das ISM vor zwei Jahren mit gelben Warnwesten und Megaphonen die palästinensischen Bauern in der Pufferzone auf ihre Felder nahe der israelischen Schießtürme begleitete. Das ISM ermöglichte damit den Bauern, die regelmäßig von israelischen Scharfschützen beschossen wurden, wieder ihr Land zu bestellen.

Ebenso fuhr Vitorrio mit den palästinensischen Fischern aufs Meer, damit die Boote nicht von der israelischen Marine angegriffen wurden. Auch hier trugen sie ihre Warnwesten, standen vorne am Bug und forderten die israelischen Militärschiffe zur Umkehr auf...

Vittorio schrieb regelmäßige Artikel in il manifesto, hatte einen Videoblog und veröffentlichte vergangenes Jahr ein Buch ("Gaza - Mensch bleiben") über seine Erlebnisse während des israelischen Angriffs auf Gaza im Januar 2009. Das Buch erschien auf deutsch im Zambon Verlag (Frankfurt am Main). Im Zuge der Veröffentlichung machte Vittorio auch eine Lesereise in Deutschland. Vielleicht haben ihn ja da einige kennenlernen können.

Sein Tod ist nach dem Attentat auf den Regisseur Juliano Mer Kamis in Jenin (Westbank) der zweite Mord an einem linken Aktivisten in Palästina in kurzer Zeit. Beide Verbrechen mögen keine direkte organisatorische Beziehung haben, politisch stehen sie in jedem Fall für die Präsenz des salafitischen Terrors inmitten der palästinensischen Gesellschaft. Diese Gruppen habe keine Mehrheit, sie sind sehr klein, aber sie existieren. Mit der Hamas haben sie nichts zu tun, sondern stehen in Feindschaft zu fast allen politischen Fraktionen. Bislang steckten sie in Gaza Internetcafes an oder überfielen die (gemischten) Sommerferienlager für Teenager, jetzt haben sie erstmals eine Internationalisten entführt und ermordet.

Nachfolgend ein Link zu einem Video-Interview mit Vitorrio und ein Abschiedsplakat, dass heute in aller schnelle seine Genossen in Rom machten.


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